Nachrichten aus dem Kreisverband

Mitgestalten statt Verwalten

PositionKV TübingenAktiv vor Ort

Unsere Stadt leidet nicht an Geldmangel, sondern an der Missachtung des Engagements seiner BürgerInnen durch die Stadtspitze.

Mehrere Monate lang weigerte sie sich, dem Gemeinderat die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung vorzulegen, als ginge das Klima in der Verwaltung den Gemeinderat nichts an. Die neuen Schulbaurichtlinien, wichtig für den Schulausbau durch Ganztagsunterricht, erhielten die Räte erst auf Nachfrage nach Monaten. Da wurde die Gemeinschaftsschule im Gäu (Ergenzingen) schon längst geplant. Über die Anträge von Schulleitung, Schul- und Gesamtlehrerkonferenz der Hohenberg-Schule zur Gründung einer Gemeinschaftsschule wurden die Räte nicht durch die Verwaltung, sondern erst durch die Schulleitung informiert - der jahrzehntelang bewährte Schulverbund von Grundschule und Haupt-/Werkrealschule wurde zerschlagen, ein teurer Schulneubau droht!

Im Kreuzerfeld-Süd hat eine Bürgerinitiative/Förderverein jahrelang darum gerungen, auf dem Flurstück 12608 ein Haus der Nachbarschaft für das alte und neue Kreuzerfeld, für Kinder, Senioren, Behinderte und Migranten zu errichten. Sie hat erfolgreich Veranstaltungen und eine Planungswerkstatt durchgeführt. Seit Januar 2015 ist klar: Der Treff muss ins Zentrum des Neubaugebiets und nicht an den Sportplatzrand. So auch der einstimmige Vorstandsbeschluss. Seitdem redete die Stadtverwaltung nicht mehr mit dem Förderverein. Jetzt zieht sie ihre abgelehnte Planung wie ein Kaninchen aus dem Zylinder - angeblich unter Zeitdruck, um Zuschüsse "abzugreifen". Brüskiert fühlt sich auch die Schulleitung der Grundschule, da trotz Ganztagskonzepts die Schulsozialarbeit und der Schulhort ausgelagert werden sollen.

Unsere Stadt braucht endlich eine Kultur des partnerschaftlichen Umgangs, damit die tollen Ideen von engagierten BürgerInnen für neue Schulen, für das Haus der Nachbarschaft, für die Neugestaltung des Schänzle, für das DHL-Gelände und ein Landschaftsschutzgebiet (AK Stadtbild) ernst genommen werden. Als Feigenblatt für einsame Verwaltungsentscheidungen sind sie zu schade. Auch die Krise beim bezahlbaren Wohnraum zeigt: Unserer Stadtentwicklung fehlt ein gleichberechtigtes Miteinander und gemeinsame Planung.

Dr. Emanuel Peter, Linke-Stadtrat, Rottenburg