Nachrichten aus dem Kreisverband

Forsche mit Porsche?

Gitta Rosenkranz, Stadträtin der Linken
KV TübingenPosition

Porsche will in Tübingen-Bühl auf etwa zwei Hektar Fläche ein Werk aufmachen. In Kooperation mit dem Start-up „Custom Cells“ sollen Batterien entwickelt und hergestellt werden – für Drohnen, Unterwasserfahrzeuge und Autos. „Custom Cells“ arbeitet unter anderem mit „Allas Elektronik“ zusammen, die wiederum sind Hersteller von Kriegsschiffen, U-Booten, Torpedos und Drohnen. Bund und Land unterstützen das Vorhaben mit 60 Millionen Euro. Das sind unsere Steuergelder.

Zudem entwickelt Porsche zusammen mit Bugatti ein vollelektrisches Super-Rennauto mit 2000 PS Leistung sowie den Sportwagen Chiron mit einer Spitzengeschwindigkeit von 420 Stundenkilometer. Beide sind wohl kaum Teil der Mobilitätswende, außer man hat einen sehr verqueren Begriff davon. Batterien für Wagen der Luxusklasse, die Nähe zu einem Hersteller von Rüstungsgütern und dazu noch steuerfinanziert – das benötigt Tübingen sicher nicht im Gewerbegebiet. Oberbürgermeister Boris Palmer und Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind stolz, diesen Konzern im Tübinger Teilort Bühl begrüßen zu können. Elektromobilität ist unbestritten ein wichtiges Instrumentarium für die Mobilitätswende. Emissionen werden reduziert, Menschen bekommen Zugang zu anderen Möglichkeiten der Fortbewegung. Forschung für bessere Batterien und umweltfreundliche Akkus – ja. Dazu gehört aber unbedingt eine Zivilklausel, die verbindlich ist und eine klare Absage an Forschung zu Rüstungszwecken ausdrückt. Wir benötigen gerade in großen Unternehmen dringend den Gedanken der Gemeinwohlökonomie, ökonomisches Handeln und finanzielle Gewinne funktionieren auch nach Grundsätzen der Gemeinwohlökonomie.

Zukunftsweisend und dringend notwendig ist in diesem Kontext auch, die Abbaubedingungen für die Rohstoffe der Batterien und Akkus klar festzulegen. Neue Technologien dürfen nicht auf dem Rücken anderer Menschen entwickelt und realisiert werden. Der Mensch ist Teil der Umwelt, sowohl als Beteiligter bei der Zerstörung von Natur als auch als Geschädigter von Umweltkatastrophen. Deshalb müssen wir handeln und benötigen eine radikale Abkehr von den alten Konzepten. In der Mobilität, in der Wirtschaft und zuletzt auch in der Forschung. Mit Lippenbekenntnissen allein ist es da nicht getan – schon gar nicht mit der Entwicklung von Batterien für Luxusautos.