Nachrichten aus dem Kreisverband

Drumherum ist besser

Bernhard Strasdeit, Linke-Kreisrat

Hagellocher Weg, Tübingen, Arbeitstag, 8 Uhr früh. Autokolonnen aus dem Ammertal, dem Neckar- und Steinlachtal rollen über die Weststadt in Richtung Schnarrenberg und WHO. Ich frage mich, warum fährt die zukünftige Regionalstadtbahn nicht durch den Schlossberg und ebenso um die enge Tübinger Altstadt herum? Tausende neue Arbeitsplätze sollen auf der Höhe hinzukommen. Warum muss der gesamte ÖPNV-Pendelstrom Richtung Kliniken und Technologiepark zukünftig durch das Nadelöhr Karlstraße-Mühlstraße gepresst werden? Antwort: Das veraltete Bewertungssystem des Bundes generiert keine Förderung für die Schienen-Tangentiale, obwohl die Fahrgastzahlen zunehmen.

Einige Haltestellen und Buslinien werden gestrichen; deshalb verlängern sich für viele Fahrgäste trotz Stadtbahn die Fußwege. Zudem ist es unökologisch, wenn Unilabore und ganze Institute entlang der geplanten Strecke auf die schönsten Grünflächen der Rosenau und auf den Steinenberg umgesiedelt werden müssen.

Die Kosten für Kollateralschäden wegen elektromagnetischer Felder und Erschütterungen bei älteren Gebäuden entlang der Innenstadtstrecke sind bei der Finanzplanung bislang nicht eingepreist. Unter vorgehaltener Hand rechnet man mit 80 Millionen Euro. Gut, dass Univerwaltung und Kliniken genau hinschauen und sich nicht drängen lassen, ungedeckte Schecks auszustellen. Das aber macht OB Palmer, wenn er ins Blaue verspricht, Kretschmann werde das schon zahlen. Wir haben nachgefragt: Eine Zusage aus Stuttgart für diese „mittelbaren“ Betriebskosten gibt es nicht.

Im Kreistag unterstützen wir Linken das Gesamtprojekt Regionalstadtbahn Neckaralb ausdrücklich und haben den Eckpunkten des Finanzierungsschlüssels zugestimmt. Wir wollen den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn. NEIN haben wir gesagt zur Vereinbarung zwischen Stadt und Landkreis über die Finanzierung der Innenstadtstrecke Tübingen. Kein kommunales Gremium hat das Recht, dem Ausgang des Bürgerentscheids vorzugreifen. Der Bau der Innenstadtstrecke wird sich Jahre hinziehen, ist stadtzerstörerisch und verursacht bisher nicht kalkulierte Mehrkosten. Zahlen muss das am Ende die gesamte Bevölkerung im Landkreis über die Kreisumlage. Nichts wird geschenkt. Darauf wurde in der Kreistagsvorlage hingewiesen. Harte Einschnitte sind also vorprogrammiert. Wo? Ich fürchte, bei Kreisschulen, Schülertickets, Zuschüssen für Soziales und Kultur.