Nachrichten aus dem Kreisverband

Neustart nötig

Dr. Emanuel Peter, Stadtrat, Rottenburg
PositionKV Tübingen

Seit Monaten wächst die Wut in Rottenburg und Umgebung über die Absicht einer selbstherrlichen Rathausspitze, den letzten Schlachthof im Landkreis mit fadenscheinigen Argumenten zu schließen.

Jetzt hat die Corona-Pandemie ein Flutlicht auf Schlachtfabriken wie Tönnies geworfen, dem größten deutschen Schlachtbetrieb mit 7.000 Beschäftigten, darunter 3.000 Rumänen. Sie werden in 12-Stunden-Schichten von Sub-Sub-Unternehmern in Werkverträgen schutzlos ausgebeutet, essen in überfüllten Kantinen und schlafen auf einem Matratzenlager von 20qm für 300 Euro pro Matratze im Monat. So werden Schleuderpreise im Supermarkt und Viren-Schleudern mit Corona mit 1.500 Infizierten produziert.

Mit seinen prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen ist Tönnies kein Einzelfall, sondern die Spitze eines Eisbergs von Schlachtbetrieben quer durch die Republik, so auch der Schlachthof in Birkenfeld bei Pforzheim, der Geflügel-Schlachtbetrieb Geestland. Massentierhaltung – Massenschlachtung. Aus deutschen Hühnerfabriken in Brandenburg gehen Suppenhühner und Hühnerreste nach Ghana. Die deutschen Importe (EU-subventioniert) ruinierten durch Niedrigstpreise 70 Prozent der lokalen Landwirtschaft, vernichteten 20.000 Jobs und trieben Jugendliche in die Flucht nach Europa. Das profitgierige „System Tönnies“ muss beendet werden, es gefährdet Beschäftigte, unsere Gesundheit und die Natur und treibt immer mehr in Armut und Elend. Ein solches System ist krank, todkrank!

Global denken – lokal handeln: Die Zeit ist reif für eine Nahversorgung mit regional produzierten Lebensmitteln, lokaler Vermarktung, mit Wertschätzung und Stärkung der (Bio-)Landwirtschaft, mit Bauernmärkten und Rottenburgs Schlachthof als Zentrum. Dorfläden wie in Hailfingen, Seebronn und Kiebingen fördern Zusammenhalt, bieten Service und ermöglichen in Notsituationen wie Corona neue Formen der Nachbarschaftshilfe. Der Aufbau einer solchen Infrastruktur für unsere Stadt muss Aufgabe der Verwaltung und der Stadtkonzeption werden.