Nachrichten aus dem Kreisverband

Kosten des Frühjahrsputzes

Gemeinderats-Fraktion

Fleißiges Lieschen, Blitz und Blank, Saubermann und wie sie alle heißen. Das sind Reinigungsdienste, welche vor allem die Gebäude großer Unternehmen reinigen. Seit der Privatisierungskampagne Ende der 80er, Anfang der 90er-Jahre beauftragten auch immer mehr öffentliche Kommunen solche Unternehmen mit der Reinigung ihrer Gebäude. Von öffentlichen Ämtern bis hin zu Schulen und Kindertageseinrichtungen. Waren vor der Privatisierungskampagne nahezu alle Reinigungskräfte bei der Stadt direkt angestellt, so sind ein Großteil heute bei privaten Unternehmen beschäftigt, reinigen jedoch die Gebäude der Stadt. Grund für die Privatisierung war ein straffes Kostendämpfungsprogramm der Kommunen.

Von Beginn an warnten Gewerkschaften, engagierte Gemeinderatsmitglieder und andere vor den Folgen dieser vermeintlichen Kostenersparnis. Reinigungskräfte sind sowohl finanziell als auch gesellschaftlich wenig anerkannt. Meistens arbeiten sie für Mindestlohn (wenn überhaupt), haben befristete Arbeitsverträge und verrichten schwere körperliche Arbeit. Dies führt dazu, dass viele dieser Menschen nur Teilzeit arbeiten können. Die Konsequenz ist, dass sie aufstockende Leistungen vom Jobcenter beziehen müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Entsprechend niedrig sind die Beiträge der Sozialleistungen, die Altersarmut ist vorprogrammiert. Sie verdienen im privaten Reinigungssektor häufig weniger als angestellte Reinigungskräfte, die über kommunale Tarifverträge beschäftigt werden. Urlaubsansprüche, Weihnachtsgeld und andere Vereinbarungen fallen deutlich schlechter aus, als bei den kommunalen Tarifverträgen. Es macht einen großen Unterschied, ob sie bei der Stadt Tübingen angestellt sind und sich damit zugehörig zum Servicebetrieb der Stadt Tübingen fühlen.

Aktuell wird in den Haushaltsverhandlungen diskutiert, ob die derzeitige Quote von 50 Prozent kommunal beschäftigter Reinigungskräfte erhöht wird. Seit Jahren schon fordert die Linke Fraktion eine 100-Prozent-Quote in Tübingen. Saubere Büros, Ämter und vor allem Schulen und Kitas mit ihren Sanitäreinrichtungen sind ein wichtiger Beitrag zu Hygiene und Gesundheitsfürsorge einer Stadt. Dies ist besonders in den Pandemiezeiten deutlich geworden. Anständig bezahlte und wertgeschätzte Reinigungskräfte arbeiten besser und sorgen für Hygiene und Sauberkeit für uns alle.